Langelsheim. Mit gut 100 Besuchen war der große Sitzungssaal im Rathaus sehr gut besetzt.
Bürgermeister Ingo Henze eröffnete die Ausstellung „Wölfen auf der Spur“ der Landesjägerschaft Niedersachsen. Claus Wilgeroth vom Heimatmuseum hatte die Organisation für die kleine, aber feine Ausstellung übernommen. „Als im Januar die Wolf- Ausstellung beschlossen wurde, war das Thema noch nicht so aktuell, aber in den vergangenen Tagen und Wochen kommt keiner mehr an dem Thema Wolf vorbei“, so Bürgermeister Ingo Henze. „Wir sind ein Wolf- Erwartungsland, die Tiere kommen aus dem Osten, es wird nur noch eine Frage der Zeit sein, bis der erste Wolf hier ist“ so Henze weiter. Im Anschluss an die Eröffnung hielt Frank Raimer, Mitarbeiter des Nationalparks Harz, einen Vortrag zum Wolf (Canis lupus). Er betrachtete die Geschichte des Wolfes im Harz und das Verhältnis des Menschen zum Wolf. Biologie und Verbreitung wurden ebenso beleuchtet wie aktuelle Fragen, von Bedeutung war für die Viehhalter die Möglichkeiten des Herdenschutzes. Einige Fragen gab es nach dem Vortag, so wollte die Langelsheimer Bürgerin Hildegard Liebhardt von Frank Raimer wissen, wie ich mich verhalte, wenn der Wolf mir gegenüber steht? „Erst einmal stehen bleiben, sollte der Wolf sich nicht entfernen, ist die Empfehlung das man ihn anspricht.“ Falls man mit dem Fahrrad unterwegs ist, müsse man langsam weiter fahren, einfach auf den Wolf zu, der Wolf entfernt sich dann. Bei Beobachtungen im Feld oder Wald kann bei einer Entfernung von 50 Meter ein Wolf nicht genau erkannt werden (Verwechselung mit Hunderassen), ein echter Beweis ist daher z. B. ein überfahrerer Wolf, oder eine untersuchte Losung, die durch ein Fachlabor (z. B. Senkenberg Institut) untersucht wurde (DNA-Nachweis). Weitere Fragen waren – wie schützen sich die etwa 3000 Schafhalter und die Rinderzüchter in Niedersachsen gegen den Wolf?
Nach Vorstellungen der Halter „ liegen bei den Schutzbemühungen Theorie und Praxis wohl noch auseinander“. Ehemals wehrhaften Rindern werden die Hörner weggezüchtet, nur noch 80 Prozent der Tiere besitzen Hörner“, so Josef Spahn, Züchter vom Harzer Rotvieh, er hat Angst um seine Herde, wenn der Wolf einmal in den Harz kommt. Die Weiden sind mit einem Elektrozaun in 80 Zentimeter Höhe eingezäunt, hier läuft das Wild ohne Probleme unter dem Draht hindurch. Bei Veränderungen des Zaunes muss sich das Wild erst an die neue Situation gewöhnen. Auch hier gibt es Möglichkeiten, denn wenn zur Rinderherde auch ein oder zwei Esel dabeistehen, bieten diese Tiere einen durchaus effektiven Schutz einer Herde, da Esel in der Lage sind infolge ihres aggressiven Verhaltens, Wölfe zu vertreiben. Erfahrungen aus der Lausitz, wo es seit über 15 Jahren Wölfe gibt, sind Beispiel für ein Zusammenleben von Rinder-, Pferde- und Schafhaltung im Wolfsland. Solche Zukunftsthemen, wie der Umgang mit dem Wolf in landwirtschaftlichen Räumen, müssten zunehmend in landwirtschaftlichen Schulen, Fachstudiengängen der Landwirtschaft und Universitäten mit unterrichtet werden. Die Landesjägerschaft unterstützt die Informationen über den Wolf. Das Land Niedersachsen, Umweltministerium hat für das Jahr 2015 gleich 100.000 Euro zur Verfügung stehen für „Präventionsmaßnahmen“ der „Viehalter“ in Wolfsgebieten. Davon sind bis Anfang März schon etwa 30.000 Euro an Schafhalter, Rinderzüchter usw. verauslagt worden, zum Schutze ihrer Herden (Elektroweidezäune, Herdenschutzhunde usw.).
Frau Dr. Britta Habbe (Landesjägerschaft Niedersachsen) im Jahr 2014 schon in mehr als 60 öffentlichen Veranstaltungen besucht und Vorträge zum Umgang mit dem Wolf gehalten. Auch über 600 Schulkinder wurden schon zum Thema Wolf aufgeklärt durch das Regionale Umweltzentrum im Harz von Herrn Thomas Schwert. In Niedersachsen gab es 2011 ein erstes Wolfspaar, 2012 eine Familie mit drei Jungtieren, 2013 dann drei Familien mit insgesamt 17 Jungtieren und in 2014 fünf Familien mit insgesamt 20 Jungtieren. Damit waren es im Jahr 2014schon fünf Rudel mit Nachwuchs von Jungwölfen, so dass derzeit in Niedersachsen etwa 50 Wölfe beheimatet sind. Der Lebensraum umfasst die Flächen der Lüneburger Heide bis ins Wendland. „Wir müssen uns nun schleunigst darauf vorbereiten auf das Zusammenleben Mensch & Wolf. Vom Harz aus gesehen werden wir noch durch die Autobahnen A2 und in Sachsen durch die A9 getrennt, somit wird es zwar noch eine Weile dauern“, so Raimer, bis der Wolf den Harz erreicht. Das wesentliche Werkzeug vom Wolf ist sein Gebiss, er hat 42 zähne, wobei die Eckzähne zum Greifen dienen. Das Durchschnittalter eines Wolfes liegt bei ca. 5 Jahren, im Einzelfall erreicht er ein Alter von bis zu neun Jahren. Wölfe gehen zielgerecht mit ihren Energiehaushalt um, er kann am Tag aber bis zu 70 Kilometer Wegstrecke zurücklegen.
Die Ausstellung „Wölfen auf der Spur“, wird am Sonntag im Heimatmuseum in der Mühlenstraße 10, von 10.30 Uhr bis 12 Uhr zu sehen sein. Dann immer jeden ersten und dritten Sonntag im Monat und jeden zweiten und vierten Samstag von 15 bis 17 Uhr.
Bei Bedarf können auch Besichtigungen bei Wolfgang Liebhardt, unter der Telefonnummer (05326) 978977 angemeldet werden, die Ausstellung endet am 25. April.