Sonntag, 12. Mai 2024 13:02
Zukunftswohnung
Landrat Thomas Brych und Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk nahmen gemeinsam auf dem Sofa Platz.

Vernetzt sicher leben – in der „Zukunftswohnung“

Möglichst lange eigenständig, gut versorgt, komfortabel und sicher in den eigenen vier Wänden leben

Diesem Ideal vieler Menschen wollen die Baugenossenschaft Wiederaufbau eG und die Nibelungen-Wohnbau-GmbH mit dem gemeinsamen Projekt Die Zukunftswohnung – AAL-Wohnungen in Forschung und Praxis einen großen Schritt näherkommen. Gerade außerhalb der großen Städte wächst die Relevanz der eigenen Wohnung als weiterer Gesundheits- und Versorgungsstandort. Deshalb stellten die Projektpartner jetzt eine Wohnung in Goslar, in der Kösliner Straße 29 und eine in Seesen vor, die mit assistierenden Gesundheitstechnologien ausgestattet wurden.

Torsten Böttcher (Vorstand ›Wiederaufbau‹ eG), Torsten Voß (Vorstand Nibelungen-Wohnbau-GmbH) und Prof. Dr. Reinhold Haux (Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik) stellten das Projekt Zukunftswohnung vor. Als Gäste konnten Dr. Oliver Junk (Oberbürgermeister der Stadt Goslar) und Thomas Brych (Landrat des Landkreises Goslar) begrüßt werden. Der Oberbürgermeister berichtete vom Zukunftsstadtteil Jürgenohl und wie nach dem Krieg für 13.000 Flüchtlinge ein neuer Stadtteil entstanden war. In dem Stadtteil leben viele junge Menschen und Familien.

Das Land Niedersachsen und die Stadt Goslar wird viel Geld in das Projekt Soziale Stadt investieren. Außerdem werde das 62 ha große ehemalige Fliegerhorstgelände bebaut. AAL steht für Ambient Assisted Living – etwa mit Leben mit altersgerechten Assistenzsystemen zu übersetzen. Dabei geht es um Technologien, mit denen die eigenen vier Wände zum verlässlichen Partner in Sachen Gesundheit werden.

Sensoren und Meldesysteme beispielsweise sind in der Lage, aus ungewöhnlichem Verhalten schon frühzeitig auf verhaltensverändernde Krankheiten zu schließen. Das kann sogar unmittelbar lebensrettend sein, etwa wenn ein Bewohner am Boden liegt, die Systeme erkennen das und können einen Notruf absetzen.

Neben medizinischer Assistenz bieten die Wohnungen ihren Bewohnern auch Unterstützung im Alltag, mehr Komfort und Sicherheit, zum Beispiel bei der Steuerung von Heizung, Strom und Licht und dem Schutz vor Einbrechern. Nachdem im vergangenen Jahr bereits die eher forschungszentrierten Projektwohnungen der Nibelungen-Wohnbau-GmbH in Braunschweig vorgestellt wurden, folgt nun in Goslar und Seesen die praxisorientierte Anwendung. In den umgerüsteten Wohnungen leben ältere Mieter, die die Alltagstauglichkeit der Technologien testen.

Die Auswahl der Standorte erfolgte dabei nicht zufällig.

Denn gerade in Städten wie Goslar und Seesen, außerhalb der Ballungszentren, wird die eigene Wohnung künftig eine besonders große Rolle spielen. Durch Abwanderung und die steigende Lebenserwartung können zukünftig Lücken in der medizinischen Versorgung drohen. Deshalb gilt es ganz besonders hier entgegenzusteuern, AAL-Technik könnte der Schlüssel dazu sein. Die ausgerüsteten Wohnungen in Goslar und Seesen gehören zum Bestand der Wiederaufbau.

Die Wohnungen wurden mit teils unterschiedlichen Systemen ausgestattet, um deren Alltagstauglichkeit zu testen. Mit den praktischen Erkenntnissen sollen sie dazu beitragen, die Technologien weiter zu verbessern. Ziel ist es nicht nur, individuelle Einzellösungen anzubieten, sondern langfristig ein bedarfsgerechtes, energieeffizientes und ökonomisches Standardangebot an AAL-Technik zu entwickeln und breit anbieten zu können. Interessenten für die Wohnung in Goslar können sich bei der Wiederaufbau melden.