Samstag, 18. Mai 2024 19:24
Eckertalsperre
Wandergruppe auf dem Kolonnenweg am Scharfenstein

Rund um die Eckertalsperre

Ehemalige Grenzschützer besichtigten die Sperrmauer der Eckertalsperre und wanderten um den Stausee

Nach der Begrüßung der 30-köpfigen Wandergruppe durch Wolfgang Roehl und Lothar Engler, die seit mehreren Jahren Grenzwanderungen anbieten, an denen regelmäßig ehemalige Angehörige des Bundesgrenzschutzes (BGS), des Zollgrenzdienstes und der DDR-Grenztruppen teilnehmen, schenkte Lothar Engler den teilweise weit angereisten Wandersleuten zur körperlichen Stärkung ein Gläschen Obstler ein. Auch in diesem Jahr nahmen mehrere Ehefrauen und Bekannte teil.

Grenzwanderung

Bei optimalem Wetter wurden zunächst die Räumlichkeiten und Gänge in der Staumauer besichtigt und anschließend eine Wanderung um den Eckerstausee, auf dem in der Mitte die innerdeutsche Grenze verlief, durchgeführt. Von der Staumauer wanderte die Gruppe mit Blick über den Stausee zum Brocken auf dem überwiegend naturbelassenen Frankenberg-Weg zur Rangerstation Scharfenstein am Fuße des Brockens, in der in 630m Höhe und frischer Luft eine Frühstückspause eingelegt wurde. Die Route führte weiter auf Wegen und Pfaden zur Eckerquerung und weiter auf der westlichen Seite der Ecker teilweise über Baumwurzeln auf dem Pionierweg im malerischen Eckertal zum Ausgangspunkt zurück. Am Fuß der Scharfensteinklippe, die 698 Meter hoch liegt, stand ab 1969 eine Kaserne der DDR-Grenztruppen, die nach der Grenzöffnung abgerissen wurde. An der Eckerquerung und am Eckereinlauf, an dem die Grenzsäule 968 stand, schilderte Lothar Engler geglückte Republikfluchten.

Besichtigung der Staumauer

Der 30-jährige stellv. Talsperrenmeister, Niklas Klapproth, der seit sieben Jahren im Wasserwerk Eckertal der Harzwasserwerke tätig ist, führte die Wandergruppe etwa eine Stunde von der Talsohle der Staumauer durch den unteren Kontrollgang über viele Treppenstufen zum oberen Kontrollgang, in der es gleichbleibend kühl (+ 6° C) und feucht ist. Während des Rundganges, zu dem auch das auf der westlichen Hälfte der Staumauer stehende Windenhaus gehörte, erklärte Niklas Klapproth die installierten Messgeräte und technischen Einrichtungen.

Die Eckertalsperre befindet sich im nördlichsten deutschen Mittelgebirge bei Bad Harzburg. Die Höhe der Staumauerkrone liegt 559m üNN. Sie wurde während des 2. Weltkrieges von 1941 bis 1943 errichtet, um den Hochwasserschutz zu gewährleisten, Energie zu erzeugen und die Trinkwasserversorgung sicherzustellen. Bei Hochwasser können aus der Eckertalsperre bis zu 40 000 Liter pro Sekunde abfließen. Hauptabnehmer des weichen Trinkwassers sind das Volkswagenwerk in Wolfsburg und die Stadt Braunschweig. Der Druck des aufgestauten Wassers (270 000 t) wird durch das Gewicht (420 000 t) der im Querschnitt dreieckigen Stahlbetonmauer abgefangen. Um die Dichtheit regelmäßig kontrollieren und die Verformung der Staumauer messen zu können, wurden Kontrollschächte und Kontrollgänge in die 45 m breite Mauer eingebaut.

Gegenwärtig beträgt der Wasserstand in die Eckertalsperre 85% der Speicherkapazität von 13,3 Mill. Kubikmeter. Etwa 30% des Niederschlages werden zu Trinkwasser aufbereitet.

Anschließend schilderte Lothar Engler auf der Mitte der 235 langen und 65 m hohen Mauerkrone, auf der die etwas versetzte Grenzsäule 967 steht und bis zur Grenzöffnung eine Backsteinmauer mit aufgesetzten Eisenstäben stand, Grenzvorkommnisse in diesem Grenzabschnitt. So ist u. a. unweit des Wasserwerkes infolge Glatteises ein Streifenfahrzeug des BGS in die Ecker gestürzt und lag kopfüber zur Hälfte auf DDR-Gebiet.

Abschluss im Heimatmuseum Abbenrode

Im Anschluss an der etwa 10 Kilometer langen Wanderung fand im Heimatmuseum Abbenrode bei Kaffee und selbstgebackenem Kuchen der Tagesabschluss. Es wurden Erinnerungen aus der Dienstzeit ausgetauscht und die Ausstellungen in der ehemaligen HO-Gaststätte (u. a. Räume, in den Mühlenmodelle, ein Klassenzimmer und der Grenzabschnitt Abbenrode ausgestellt sind) unter der Leitung des Vorsitzenden der Einrichtung, Andreas Weihe, besichtigt. Das Gebäude musste erst kürzlich für rund 220.000 Euro saniert werden, da das Dachgeschoss einzustürzen drohte. Außerdem ist eine Außentreppe für etwa 25.000 Euro an der Giebelseite des Hauses installiert worden.

Fazit: Es war eine schöne und informative Veranstaltung.
Text/Fotos: Helmut Gleuel