Präventionstag Stay alive, um vor Gefahren von Alkohol und Drogen am Steuer zu warnen
Jugendliche im nachgestellten Unfall aus Autowrack befreit, Besuch im Schockraum und in der Leichenhalle Goslar, 14. Juni 2017.
Blutverschmierte Körper, ein Wimmern ertönt aus dem Autowrack, Feuerwehrleute schneiden sich durch verformtes Blech, bahnen sich den Weg zu den Insassen – es ist kein echter Unfall, sondern eine nachgestellte Unfallszene beim 6. Präventionstag Stay alive am gestrigen Mittwoch in der Asklepios Harzklinik Goslar, eine Veranstaltung, die Jugendliche vor den Gefahren von Drogen und Drogen am Steuer warnen will.
Was passiert, wenn man unter Alkohol- oder Drogeneinfluss in einen schweren Verkehrsunfall gerät? Mit dieser Frage sollten sich die eingeladenen mehr als 100 Schülerinnen und Schüler aus Goslar und der Region auseinandersetzen. Beim Präventionstag erlebten sie auf dem Asklepios Klinikgelände das Szenario eines schweren Unfalls hautnah. Das Besondere: Die Teilnehmer spielten die Verletzten in der Unfallszene selbst, berichteten nach der Rettung ihren Mitschülern von den belastenden Erfahrungen.
Es gab Vorträge, Workshops und Filme
Weitere Höhepunkte außer der Unfallszene: Der Besuch im Schockraum der Notaufnahme, wo die Schwerletzten versorgt werden, in der Leichenhalle und im Andachtsraum der Klinik. Leon Zechel, 17 Jahre alt, Schüler der 10. Klasse der Oberschule Langelsheim, spielte einen der Schwerverletzten. Dazu wurde er mit roter Spezialfarbe blutverschmiert geschminkt, ließ sich aus dem Autowrack herausschneiden. „Es war eine krasse Erfahrung, zu sehen, dass das alles plötzlich Realität sein könnte“, resümierte er nach der Unfallszene betroffen. Auch andere Mitschüler waren durch die realistischen Darstellungen und beispielsweise in der Leichenhalle spürbar bewegt. Seine Meinung zum Thema Alkohol am Steuer? „Das kann tödlich enden, mich hat das hier heute in jedem Fall gewarnt und abgeschreckt“, sagte Leon Zechel.
„Wir wollen die Schülerinnen und Schüler emotional erreichen und sie sensibilisieren, was ein schwerer Unfall für sie alles bedeuten kann“, sagt Dr. med. Thomas Peterson, Chefarzt der Abteilung Unfall-, Wiederherstellungs- und Handchirurgie der Asklepios Klinik in Goslar. Er zeigte den Teilnehmern den Schockraum. „Wir setzen auf Prävention, es ist besonders wichtig, gerade junge Menschen bei dem Thema zu erreichen, bevor sie Autofahren lernen. So können wir Schäden und Unfälle vermeiden.“
Der Präventionstag wird von Klinik, Feuerwehr, Rettungsdienst, dem Kriseninterventionsteam des Landkreises Goslar, der Polizei und dem Bund gegen Alkohol und Drogen im Straßenverkehr (BADS) seit vielen Jahren organisiert – in dieser komplexen Art in Deutschland einzigartig. Die Veranstaltung steht unter der Schirmherrschaft von Landrat Thomas Brych, der den Tag zusammen mit Matthias Dürkop, Klinikmanager der Harzklinik Goslar eröffnete. Die Zielgruppe: Schülerinnen und Schüler ab 16, 17 Jahren, also junge Erwachsene, die kurz vor der Fahrprüfung stehen, denn sie sind statistisch hochgradig gefährdete Fahrer.
Die Fakten sind alarmierend
18 bis 24-Jährige am stärksten gefährdet Es können oft Minuten sein, die über Leben oder Tod eines Menschen entscheiden. Bei den Autofahrern sind die 18- bis 24-Jährigen am stärksten unfallgefährdet. In Deutschland wurden im Jahr 2015 insgesamt 2,5 Millionen Unfälle von der Polizei aufgenommen, darunter waren 37.450 Unfälle, bei denen mindestens ein Beteiligter unter dem Einfluss berauschender Mittel stand. Dies waren 1,5 Prozent aller polizeilich registrierten Unfälle. Alkoholeinfluss war 2015 bei 4,1 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden eine der Unfallursachen. Allerdings starben 7,4 Prozent aller tödlich verletzten Verkehrsteilnehmer in Deutschland infolge eines Alkoholunfalls, das heißt, etwa jeder 14. Getötete. Diese unterschiedlichen Anteile belegen eine überdurchschnittlich hohe Schwere der Alkoholunfälle. Während bei allen Unfällen mit Personenschaden 11 Getötete und 222 Schwerverletzte auf 1000 Unfälle kamen, waren es bei Alkoholunfällen 19 Getötete und 347 Schwerverletzte je 1000 Unfälle.
Das Nordharz-Portal hat einige Schülerinnen beobachtet