Freitag, 3. Mai 2024 10:44
Mettwurstessen Vienenburg

Mettwurstessen im Heimatmuseum mit “Otto und Karl”

Zum 20. Mettwurstessen am Fastnachtstag hatte der Heimatmuseumsverein Vienenburg eingeladen

„Liebe Männer“ so begrüßte der 1. Vorsitzende Hans-Joachim Bienert die anwesenden Gäste mit traditioneller Bekleidung – weißes Hemd, rotes Halstuch, schwarzer Zylinder. Ja, nach altem Brauch haben nur Männer zum Mettwurstessen einen Zutritt, denn die Frauen hatten am vergangenen Samstag ihr traditionelles Gesindeessen. „Es sind nicht mehr soviele Teilnehmer wie in den vergangenen Jahren, aber wir sind eine gemütliche Runde. Unter den Gästen waren Ratsmitglieder und Andreas Weihe vom Heimatverein aus Abbenrode“, so Bienert.
Angefangen hatte es einmal mit 8 Personen, zwischendurch waren es schon einmal 60 Personen. In Vienenburg wird an der alten Fastnachttradition mit Mettwurstessen festgehalten. Bedauert wurde es von vielen, dass am Nachmittag keine Kinder mehr zum Pfauen kommen, dafür wird nun immer an Halloween von Haus zu Haus gezogen.

Seit fünf Jahren wird den Teilnehmern erzählt, dass sie den Abend genießen sollen, denn es wird das letzte Mal sein, dass sich zum Mettwurstessen in den bewegten Räumen getroffen wird. In dem historischen Gebäude war früher eine Näherei, Druckerei und später ein Nebengebäude der Grundschule. „Es rappelt wieder in der Kiste, ich bin wieder guter Hoffnung, es können noch Zeichen und Wunder geschehen“, so der 1. Vorsitzende. Der Wunsch des Heimatmuseumsvereins ist es, entweder in das ehemalige Rathaus oder in den historischen Bahnhof zu ziehen.

Das Motto hieß: „Esst euch satt, es wird sechs Wochen nichts mehr zu Essen geben. Mit einem dreifachen „Chapeau Claque“ startete das Essen. Auf den Tischen standen mehrere Mollen, darin alles Mettwürste, die von den Gästen mitgebracht wurden. „Mettwurst wie zu Omas Zeiten“, stand auf einer großen Wurst, es gab Hammerstiele, runde Stracke und frische Braunschweiger. „Von wo ist die denn?” war die meistgestellte Frage.

Nach dem Essen kamen Otto und Karl dazu

Kaum war die Mettwurst gegessen und der erste Schnaps getrunken, kamen nach längerer Pause wieder „Otto und Karl“, zwei Altenteiler mit Gehstock. Bekleidet waren sie mit Arbeitssachen, Flanellhemd und Arbeitsschuhen sowie der GZ in der Hand – sie betraten unter großem Beifall den Raum.

Beide hatten viel Neues aus Vienenburg und Umgebung zu berichten:
„Wir haben einen Umweg über den Bahnhof gemacht, wir sind zwar noch nicht dement, aber beim letzten Mal hat der Bienert gesagt, nächste Mal ist das Mettwurstessen im Bahnhof und nun die Teppen hier hoch. Hier ist der Schwamm drin, alles dunkel und abgelegen. Ich glaube der Heimatverein ist in zehn Jahren noch hier, Leute wir erleben das nicht mehr, wir sterben drüber weg.“

„Karl, der Schuster hat den Laden dicht gemacht.” “Sag bloß, Otto, das kann er doch nicht machen. Mensch, das war eine der bestgehensten Kneipen in Vienenburg.“
“Ich habe gelesen, dass der Ortsvorsteher die Speckenteiche wieder mit Wasser füllen will. Das wäre schön, dann sehe ich, wenn ich von Lochtum komme kein Gestrüpp mehr, sondern Wasser mit Enten und Schwäne – und das Oberdorf hat wieder Wasser, wenn es brennt.
Der Mühlgraben ist kaputt, teils verkauft und unter Naturschutz und das Wasserrad steht in Abbenrode.“

„Leute, ward ihr schon mal wieder in Abbenrode? Da kannst du staunen, was die geschaffen haben. Für 250.000 Euro einen Anbau mit allem, vom feinsten gebaut, innerhalb eines Jahres war alles fertig. Die Sachsenanhaltiner stehen halt eher auf, so steht es an der Autobahn.“
„Du, die Grenze ist auch schon 30 Jahre auf. Wir Wessis mussten damals lernen, halbe Liter und große Schnäpse zu trinken. Am Bahnübergang soll etwas geändert werden, so liest man es in der GZ, aber es passiert nichts. Und die Brücke über die Oker ist auch schon zwei Jahre kaputt und man muss vor der Ampel warten. Holt Euch mal ein paar Chinesen her, die bauen in ein paar Tagen ein Krankenhaus auf.“

„Sigmar Gabriel verlässt die politische Bühne, steht in der GZ. Ich glaube der geht wie Schröder zu Gasprom.” “Aber ich habe gehört der geht zur Deutschen Bank, nun fängt er auch noch an zu singen.“

„Du Otto, der Heimatmüller hat eine Plakette um den Hals im Weißen Ross bekommen, aber ein Bier hat er nicht für uns beide über. Der hat bestimmt kein Geld mehr, alle seine Bücher liegen in der Tankstelle bei Schnevoigt.“

„Otto, hier steht „Frauennamen für Vienenburg“ für das Neubaugebiet Liethberg. Hier hat man Helene Wessel, Friderike Nahlig und Helene Weber vorgeschlagen.“
„Ja Otto, der Mahnkopf hat protestiert, nun bekommen wir die bekannte Vienburgerinnen, Carla Müller du Solveig Vollprecht. Ja, oder vielleicht haben die noch ne lüttje Gasse nach der Eltnerschen oder ne Sackgasse nach Karl und Otto.“

Traditionell wurde das Steigerlied mit sämtlichen Strophen gesungen. Um Mitternacht hat Harald Kronemann den Clausthaler Mitternachtsschrei erklingen lassen.