Samstag, 4. Mai 2024 6:34
Die Redner des Abends (v. li): Staatssekretär Stephan Manke, Landrat Thomas Brych, Ortsvorsteher Rouwen Brunke, Innenminister Holger Stahlknecht, Ortsbürgermeister Wolfgang Mertins und Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk

Lochtum und Abbenrode feierten 30 Jahre Grenzöffnung

Mahnung, die Erinnerung wachzuhalten und die Freiheit zu bewahren

Was geschehen ist dürfe niemals in Vergessenheit geraten, fordert Stephan Manke

Nur ein Kilometer Entfernung trennt die Orte Lochtum in Niedersachsen und Abbenrode in Sachsen-Anhalt voneinander. Dennoch waren sie nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang getrennt, bis am 27. Januar 1990 auch hier eine Grenzübergangsstelle eingerichtet wurde. Am Montag feierten beide Ortschaften 30 Jahre Grenzöffnung.

Vereine, Bürgerinnen und Bürger aus beiden Orten strömten ins Dorfgemeinschaftshaus Lochtum und füllten es bis auf den letzten Platz. Neben Goslars Oberbürgermeister Dr. Oliver Junk, Lochtums Ortsvorsteher Rouwen Brunke, Abbenrodes Ortsbürgermeister Wolfgang Mertins, Gerald Fröhlich, Bürgermeister der Gemeinde Nordharz und Goslars Landrat Thomas Brych. Es kamen ebenfalls der Innenminister des Landes Sachsen-Anhalt, Holger Stahlknecht, sowie der Staatssekretär aus dem Niedersächsischen Ministerium für Inneres und Sport, Stephan Manke, zur Gedenkfeier. 1990 hatten die verantwortlichen (Orts-) Bürgermeister vereinbart, dass im Fünfjahresrhythmus abwechselnd eine solche Feier ausgerichtet wird.

“Die Geschichte hat bewiesen, dass es eben nicht selbstverständlich ist, in Freiheit seine Nachbarn begrüßen zu können”, erklärte Rouwen Brunke bei seiner Begrüßung. Heute feiere man 30 Jahre Freiheit für alle Deutschen in Ost und West und die Erinnerung daran, dass das 40 Jahre lang nicht so war. Lochtums Ortsvorsteher schickte eine Mahnung mit: “Freiheit ist ein zerbrechliches Gut.”

Die Erinnerung erhalten

“Die Erinnerung scheint bei einigen zu erodieren”, sagte Staatssekretär Stephan Manke angesichts der politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Jahre. Er erinnerte an mehr als 300 Tote an der innerdeutschen Grenze. “Unsere Aufgabe ist eben, diese Erinnerung zu erhalten.” Es sei wichtig, dass niemals in Vergessenheit gerate, was geschehen ist. Innenminister Holger Stahlknecht zählte die Verbrechen des Nazi-Regimes auf: die Verfolgung von anders Denkenden, anders Seienden, anders Glaubenden. “Mit der DDR wurde dieses System der Unfreiheit ersetzt – durch ein anderes System der Unfreiheit”, so Stahlknecht. “Von 1933 bis 1989 war in diesem Teil Deutschlands keine Demokratie, keine Pressefreiheit, keine Meinungsfreiheit.” Seinen Dank richtete er an die Menschen, die in den Herbstmonaten 1989 mit Mut die Freiheit zurückgeholt haben. Der Harz sei mittlerweile gefühlt eine Region. “Hier ist wirklich zusammengewachsen, was zusammengehört.”

Das hörte Goslars Oberbürgermeister gern. Auch er berichtete, der Regionsgedanke werde nach 30 Jahren immer stärker gelebt. “Ost oder West, Sachsen-Anhalt oder Niedersachsen – wir sind alle Teil des Harzes und des Harzvorlandes.” Zum Abschluss seiner Rede wandte sich Dr. Oliver Junk an die Gäste: “Mein Dank geht an alle, die sich den letzten 30 Jahren auf vielfältigste Art und Weise um den Abbau dieser emotionalen Barrieren verdient gemacht haben?”