Sonntag, 19. Mai 2024 14:45
Eckertalsperre
Lothar Engler (3.v.l.) gibt an der Eckerquerung Informationen

Grenzwanderung an der Eckertalsperre

In der Mitte der Eckertalsperre verlief die einst tödliche Grenze

Ehemalige Beamte des Bundesgrenzschutzes und Zollgrenzdienstes kehren an ihre Wirkungsstätte zurück und wandern rund um die im Grenzgebiet liegende Eckertalsperre.

Die für die Trinkwasserversorgung des Großraums Braunschweig/Wolfsburg und auch für die Stromgewinnung und den Hochwasserschutz 1943 in Betrieb genommene Eckertalsperre befindet sich im Nationalpark Harz zwischen Bad Harzburg und dem Brocken in 559 m üNN. Von der Staumauer, die 65 m hoch und 235 m lang ist, werden bis zu 14 Mio. Kubikmeter Wasser angestaut. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlief in der Mitte der zwei Kilometer langen Talsperre die Grenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Die Wasserfernleitung lag etwa fünf Kilometer auf DDR-Territorium (jetzt Sachsen-Anhalt).

Die Organisatoren Wolfgang Roehl und Lothar Engler hießen rund 40 ehemalige Grenzschützer und einige Gäste herzlich willkommen

Die erfahrenen Wanderführer haben bereits mehrere Grenzwanderungen akribisch ausgearbeitet und informierten über den Verlauf der bevorstehenden, interessanten Wanderstrecke im Nordharz.

Anschließend startete die Wandergruppe bei strahlendem Sonnenschein und blauen Himmel auf der Staumauer. Bis zur Wiedervereinigung Deutschlands war die Staumauer in der Mitte durch eine Mauer aus Backsteinen und Eisenstäben gesperrt, die später durch ein Metallgitter ersetzt wurde. Die gut 10 Kilometer lange Wandertour führte zunächst auf der Ostseite der Talsperre auf Waldwegen (Frankenberg Weg u.a.) und wild gewachsenen Pfaden durch die reizvolle Landschaft in Richtung Rangerstation Am Scharfenstein. Auf dem Frickenplatz (Gelände der Rangerstation) am Fuß der Scharfensteinklippe stand von 1969 bis 2000 eine Kaserne der Grenztruppen der DDR.

Nach einer 30-minütigen Rast, bei der sich die Wandergruppe mit Getränken und einem Imbiss gestärkt hat, ging es in südliche Richtung zur Eckerquerung, vorbei an den Grundmauern des ehemaligen Viehhofes und Hirtenhauses Scharfenstein. An dieser Stelle wurde problemlos auf glatt gewaschenen Felsen der Grenzfluss Ecker überquert. Auf dem Pionierweg wanderte die Gruppe westlich der Ecker zunächst zum Eckereinlauf, an dem noch eine der 2735 DDR-Grenzsäulen steht und anschließend zum Ausgangspunkt zurück.

An verschiedenen Punkten schilderte Lothar Engler eindrucksvoll Ereignisse, die sich in dem jeweiligen Grenzabschnitt der Wanderung zugetragen hatten. Hierbei zeigte er der Wandergruppe große Fotoaufnahmen von damals.

Im Heimatmuseum Abbenrode klang bei Kaffee und Kuchen die erlebnis- und abwechslungsreiche Wanderung aus. Wer wollte, konnte sich die Museumsausstellung und den Grenzraum ansehen.

Die Grenzwanderung um die Eckertalsperre wurde teilweise von einem dreiköpfigen Team einer Fernsehproduktionsfirma aus Leipzig begleitet

Die Fernsehredakteurin führte unter anderem ein Interview mit dem am 30. Mai 1964 geflüchteten 15-jährigen Schüler Rudi Schimko aus Wasserleben (DDR). Mit drei weiteren Schulkameraden war er in Todesangst durch die Grenzsicherungsanlagen zwischen Stapelburg und Abbenrode gekrabbelt und unverletzt von Zollbeamten der Grenzaufsichtsstelle Eckertal aufgegriffen worden.
Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR-Fernsehen) wird im Rahmen der Sendereihe Der Osten – Entdecke wo Du lebst die Aufzeichnung mit Interviews von Zeitzeugen am 24. Juli 2018 um 20:45 Uhr ausstrahlen.

Text/Fotos: Helmut Gleuel

Link zu der MDR Sendung