Samstag, 18. Mai 2024 21:17
Grenzöffnung

Gedenkveranstaltung aus Anlass der Grenzöffnung

Das geteilte Deutschland und das Symbol für ein totalitäres System in Erinnerung behalten

Die Trennung Deutschland und damit der Kalte Krieg sind seit 29 Jahren Geschichte. Am 9. November 1989 teilte das SED-Politbüro-Mitglied Günter Schabowski in einer Pressekonferenz mit, wobei er scheinbar über die Sperrfrist bis zum nächsten Morgen gar nicht informiert war, dass jeder Bürger der DDR nun über die „Grenzübergangspunkte der DDR in Richtung BRD ausreisen könnte“. Auf die Frage eines Journalisten, wann das denn in Kraft treten würde, meinte er: „Das tritt nach meiner Kenntnis – ist das sofort, unverzüglich.“

Etwa 200 Bürgerrinnen und Bürger aus dem Nordharzer Grenzgebiet, überwiegend aus Stapelburg, nahmen am 29. Jahrestag der Grenzöffnung am Grenzdenkmal zwischen Stapelburg und Eckertal teil. Unter den Gästen waren unter anderem ehemalige Beamte vom Zollgrenzdienst (ZGD) und Bundesgrenzschutz (BGS) sowie Soldaten der Grenztruppen der DDR und zahlreiche Zeitzeugen.

Die Veranstaltung haben die Stapelburger Spielleute musikalisch und die Freiwillige Feuerwehr Stapelburg organisatorisch unterstützt. Die Festrede hielt Bürgermeister Gerald Fröhlich der Gemeinde Nordharz. Die Moderation hat der Stapelburger Peter Röhling übernommen, der zwei Tage nach dem Fall der am 13. August 1961 in Berlin errichteten Mauer, am 11. November 1989 vor den Augen der anwesenden Grenzsoldaten, gemeinsam mit seinem Schwager Norbert Heindorf, mehrere Platten der über drei Meter hohen feuerverzinkten Blechwand des Grenzsicherungssystems abschraubte.

Gegen 16:00 Uhr war der Weg in den freiheitlichen Westen frei

Tausende DDR-Bürger überquerten über eine Notbrücke den Grenzfluss Ecker, um sich zu Fuß oder in kostenfrei bereitgestellten Bussen im Bad Harzburger Rathaus, später auch bei Post und Banken, ihr Begrüßungsgeld von 100,00 DM abzuholen.

Gerald Fröhlich, der bei der Grenzöffnung 18 Jahre alt war, erinnerte an die damaligen Ereignisse und Meldungen, das Erstaunen und die Geschichten. Die erste Grenzöffnung der innerdeutschen Grenze mit Sperranlagen und Beobachtungstürmen geschah an diesem historischen Ort und zwar auf Druck der Bevölkerung der DDR friedlich und ohne Absprache mit den zuständigen Dienststellen in Ost und West.

„Die innerdeutsche Grenze verlief knapp 1.400 km mitten durch Deutschland. Sie war nicht nur ein schier unüberwindliches Bauwerk mit etwa 1,3 Millionen Minen, ca. 3.000 Hunden und mehr als 70.000 Selbstschussanlagen, sie forderte auch 327 tödliche Opfer und war Ausdruck einer nahezu vollständigen, staatlichen Überwachung und des Eingesperrt seins, sagte der Bürgermeister.

Der offizielle Teil der Gedenkfeier schloss mit der Nationalhymne. Anschließend nutzten zahlreiche Teilnehmer die Gelegenheit, bei einem gemütlichen Beisammensein ihre Erlebnisse bei der Grenzöffnung auszutauschen.

Text/Fotos: Helmut Gleuel