Donnerstag, 16. Mai 2024 16:23
Achim Durwen
Bei Wein und Käsespieße beantwortete Achim Durwen noch viele Fragen

Beeindruckender Vortrag von Achim Durwen in Schladen

Der Förderverein Leo von Klenze Museum e.V. hatte zu einem weiteren Vortragsabend ins Klenze-Haus am Damm eingeladen

Wieder einmal konnte dafür Achim Durwen, Schulleiter der Werla-Schule, gewonnen werden. Als junge 28-jährige Lehrkraft hatte er vor ca. 30 Jahren an einer deutschen Schule in Porto (Portugal) gearbeitet. Aus dem ursprünglich geplanten einem Jahr wurden schnell 5 Jahre. So konnte er sich hervorragende Kenntnisse über Land und Leute, deren Geschichte und deren Sprache aneignen.

Portugal ist einer der ältesten Nationalstaaten Europas

Das Land blickt zurück auf eine ruhmreiche Vergangenheit als Seefahrernation und Kolonialmacht. Ab dem 15. Jahrhundert kamen Kreuzfahrer und Söldner, Händler, Handwerker und Künstler aus ganz Europa nach Lissabon, da sich hier eines der Wirtschaftszentren der damaligen Welt befand. Doch Kriege, Fremdherrschaft und außenpolitische Querelen beendeten den Weltmachtstatus. Über 600 Jahre lang wurde das Land von den Römern geprägt, die folgenden zwei Jahrhunderte von den Westgoten und etwa 800 Jahre lang von afrikanischen Muslimen (den Mauren). Portugal wurde 1143 unter der Herrschaft von König Afonso I. als ein eigenständiges Königreich anerkannt und mit der Unterstützung christlicher militärer Gruppen konnten 1249 die letzten Überbleibsel der muslimischen Macht besiegt werden.

Seinen Vortrag leitete Achim Durwen zunächst mit Bildern von der portugiesischen Fußballnationalmannschaft ein. Ronaldo und sein Team sangen dort inbrünstig und sichtlich mit Stolz ihre Nationalhymne bei einem Weltmeisterschaftsspiel gegen Spanien. Warum die Portugiesen eigentlich so stolz auf ihr Land sind, zeigte Durwen dann mit der deutschen Übersetzung des Textes. Dieser spiegelt sehr beeindruckend die Geschichte des Landes wider. In Portugal, wo das Land endet und das Meer beginnt, lebten schon immer tolle Menschen mit Stolz, Sehnsucht, Entdeckerlust und Melancholie, was sich auch in der Musik – im Fado – wiederfindet, berichtete Durwen weiter und erklärte dabei die Flagge Portugals, in rot und grüner Farbe. Rot bedeutet Blut und grün die Hoffnung, wobei Portugal mehr Blut als Hoffnung kennt. Das kleine Land konnte sich tatsächlich als Nation behaupten und weitete die Grenzen Richtung Süden aus.

Im 15. und 16. Jahrhundert sind portugiesische Seefahrer aufgebrochen, um die unbekannte Welt zu erkunden. Heinrich, der Seefahrer schickte als erster viele erfolgreiche Expeditionen los. Das Zeitalter der Entdeckungen war eine Zeit des enormen Reichtums und das portugiesische Reich weitete sich auf die ganze Welt aus. Zuerst erschlossen die Portugiesen Madeira und die Azoren, dann Guinea-Bissau, die Kapverden, Angola und Mosambik. Unter König Manuel I. entdeckte wohl der berühmteste Seefahrer, Vasco da Gama, 1498 dann den Seeweg nach Indien. Zwei Jahre später bekam Pedro Alvares Cabral vom König die Leitung der Indienflotte übertragen und erhielt den Auftrag, mit 13 Karavellen nach Calicut an der Westküste Indiens zu segeln. Doch die Atlantikströmungen trieben ihn nach Südamerika und so entdeckte der Portugiese per Zufall Brasilien. Es wurden Kolonien in Angola, Mosambik, Kap Verde, São Tomé und Príncipe, Guinea (jetzt Guinea-Bissau), Brasilien, Goa, Macau und Osttimor errichtet. Durch den Erfolg dieser Reisen wurde Portugal zu eines der reichsten Länder der Welt und zu einer großen Macht in Europa, was den wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Einfluss betraf.

In den folgenden 300 Jahren wurde Portugal von den Spaniern besetzt, die Franzosen sind einmarschiert und was den Handel betrifft, stand Portugal mit britischen und niederländischen Flotten im Konkurrenzkampf. Interne Streitereien und Konflikte bezüglich der Thronfolge haben dafür gesorgt, dass Portugal viel von seinem Reichtum und seinem Status verlor. 1755 zerstörte ein verhängnisvolles Erdbeben in Lissabon einen großen Teil der Hauptstadt sowie Teile der Algarve. Die zunehmenden Tumulte, die durch Jahrhunderte der Invasion und Unruhen im Land verursacht wurden, führten zu einer Ära der sozialen Unzufriedenheit, der politischen Instabilität und des wirtschaftlichen Verfalls.

Im seinem weiteren Vortrag erzählte Durwen dann über den wichtigsten Baustil Portugals, dem Manuelinischen Stil. Dieser Stil entstand im 16. Jahrhundert und beinhaltet gotische Einflüsse mit maritimen Elementen und Darstellungen von den vielen Entdeckerreisen. Aus dieser Zeit sind nur noch wenige Bauten und Relikte vorhanden. Durwen zeigte Aufnahmen von zwei Gebäuden, die das schlimme Erdbeben unbeschadet überstanden haben. Hierzu gehört das zum Weltkulturerbe gehörende Hieronymuskloster. Das große Convento ist eine 300 m lange Klosteranlage. Gebaut 1501 bis 1547/48, ist eines der bedeutendsten Gebäude der portugiesischen Spätgotik. Im Kloster befinden sich das Marinemuseum, Grabstätten aller Seefahrer und Könige und das archäologische Museum. Weiter zeigte Durwen ein manuelinisches Fenster, das zu einer Templerburg gehört. Immer wieder konnten die Gäste die vielen Schiffsmotiven, wie z.B. Schiffstaue als Rundbögen oder Rahmenfassungen, bewundern.

Am Schluss zeigte er noch Aufnahmen von dem wohl berühmtesten Wahrzeichen Lissabons, den Torre de Belém, dem Turm von Betlehem. Er liegt in Sichtweite am Ufer der Tejo-Mündung. Hier kann man die indische Architektur bewundern, mitgebracht von den Entdeckerreisen nach Indien. Am Ende hatte Durven noch einen sogenannten Drohnenflug parat, mit dem man Lissabon aus der Luftperspektive sehen konnte. Der fesselnde Vortragsabend klang mit leckeren Käsehäppchen und Wein bei einer anschließenden Diskussionsrunde aus.

Text und Fotos: Henning Schacht