Mittwoch, 24. April 2024 8:42
Buchenkeimling

Waldentwicklung des Nationalparks Harz im Klimawandel

Neues von der Waldentwicklung des Nationalparks Harz im Klimawandel

Kurz vor Jahresende 2019 wurde die Ernte der Bucheckern im Nationalparkrevier Scharfenstein abgeschlossen. Das Ergebnis von 75 kg nimmt sich auf den ersten Blick sehr bescheiden aus. Nach der langen Trockenheit und Hitze konnten tatsächlich nur wenige Bäume beerntet werden. Doch vor dem Hintergrund der gewaltigen Aufgaben der Waldumwandlung im Nationalpark und landesweit ist jede geerntete Buchecker nahezu wie Goldstaub. Das Saatgut wurde zur Lohnanzucht in eine Baumschule gebracht.
75 kg: das bedeutet ca. 75.000 kleine Buchen, die ab diesem Herbst gepflanzt werden können. In Fläche ausgedrückt lassen sich damit auf ca. 35 ha Laubwaldinitiale, d.h. kleine Bäumchen, einbringen, so Sabine Bauling, die Fachbereichsleiterin Wald im Nationalpark Harz.

Die vergangenen beiden trockenen Jahre haben nicht nur den Fichten zugesetzt. Zunehmend sind auch an den Buchen und anderen Laubhölzern Auswirkungen der Extremwitterung sichtbar.

Bereits das dritte Mal hintereinander kündigt sich gerade bei der Buche ein starker Blütenansatz an. Bei sonnigem Wetter zeigt ein Blick in die Buchenkronen dicke glänzende Knospen. Das ist sogar mit bloßem Auge erkennbar, aber ein Fernglas ist da natürlich besser.
Drei Jahre hintereinander Baumblüte – das ist nicht normal. Es ist auch ein Zeichen der klimatischen Veränderungen um uns herum.

Normalerweise gibt es Buchenvollmasten alle 5 bis 6 Jahre, dazwischen auch mal Halbmasten oder Sprengmasten. Die Bezeichnung Mast geht auf das Mittelalter zurück, als noch Haustiere zur Weide in die Wälder geschickt wurden – vornehmlich Schweine, die sich an den Bucheckern und Eicheln mästen sollten. Halbmast bedeutet, dass nur ca. die Hälfte der Bäume Samen tragen und „Sprengmast“ nur versprengte Einzelbäume.

Die verstärkte Baumblüte ist letzten Endes eine Stressreaktion der Bäume. Sie setzen alles daran, ihre Art zu erhalten und reagieren somit u.a. mit verstärkter Blüte und Fruktifikation.

Das milde Januarwetter wird im Nationalpark aktuell weiter zum Pflanzen genutzt. So werden z. B. im Revier Ilsenburg auf einem extrem trockenen und steinigen Hang kleine Eichen gepflanzt, die vor den Fichtenforsten dort die natürliche Waldgesellschaft bildeten.

Foto eines Buchenkeimlings: Sabine Bauling, Nationalpark Harz.