Freitag, 26. April 2024 1:35
Grünkohlessen Vienenburg

Grünkohlessen der CDU Vienenburg

Im Saal des Sportheims Vienenburg saßen 85 Personen dicht gedrängt und verbrachten einen spannenden Vortrags- und Diskussionsabend.

CDU Ortsverbandsvorsitzender Michael Deike begrüßte den Landtagsabgeordneten Helmut Dammann-Tamke zum diesjährigen Grünkohlessen. Seit über 20 Jahren lädt die CDU immer einen bekannten Redner ein. Auch Dr. Roy Kühne (MdB), der Fraktionsvorsitzende Norbert Schecke, weitere Kreistagsabgeordnete und Ratsmitglieder sowie viele Gäste aus Goslar und Bad Harzburg waren der Einladung gefolgt.

Erstmals war Tina Richter und das neue Team im Sportheim für die Organisation verantwortlich. Den Grünkohl mit ordentlich Kartoffeln, Bregenwurst, Kassler und Bauchfleisch bereiteten nach bewährtem Muster Regina und Berni Bettels zu.

Der Redner selbst, seit 2003 MdL, ist Agrarpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion und Präsident der Landesjägerschaft sowie Vorsitzender des Landesfachausschuss Ernährung, Landwirtschaft, Landesentwicklung und Verbraucherschutz. „Es tut sich wieder was in der Landwirtschaft und Ernährung, die Julia Glöckner ist nicht zu beneiden.“, so der Redner. Versorgte ein Landwirt um 1900 noch vier Menschen, so sind es in diesem Jahr 150 Personen. Die Landwirte haben die Züchtungsfortschritte genützt, aber der hohe Düngungszusatz und Pflanzenschutz findet nicht die Zustimmung der Verbraucher. Trotzdem ist festzuhalten, in Deutschland gibt es die besten und gesündesten Lebensmittel.

Über deren Qualität wacht das Bundesinstitut für Risikobewertung. Dieses wurde nach der BSE-Krise durch die damalige Ministerin Künast gegründet, um Risiken und Gefahren festzustellen. Das Bundesinstitut selbst spricht sich für das Verbot von Glyphosat aus, denn es steht im Verdacht Krebserzeuger zu sein. Sehr bedauerlich findet es der Redner, dass im Zusammenhang mit der Diskussion um Natur- und Umweltschutz Kinder, die aus der Landwirtschaft kommen, mit „Deine Eltern sind Mörder“ gemobbt werden.

Früher sind die Bauern zum Protestieren nach Brüssel gefahren, um für bessere Preise zu streiten. Heute geht es bei den Protesten um die Düngeverordnung. Diese Verordnung wurde 1991 erlassen, um die Überdüngen der Nordsee zu verhindern. Dies konnte auch bis 2008 ohne zusätzliche Maßnahmen erreicht werden. Allerdings mit dem Einstieg in die Biogastechnologie können die EU-Vorgaben nicht mehr eingehalten werden. Deshalb sind wir zum Handeln gezwungen. Dies möchte die CDU gemeinsam mit den Landwirten gestalten, muss aber sehen, wie Mehrheiten für Kompromisse geschaffen werden können.

Ein großes Lob gab es von Dammann-Tamke für die jungen Landwirte (LSV), die sich im Internet organisiert haben und für ein positives Image sorgen. Die jungen Landwirte sind bestens ausgebildet, zum großen Teil Akademiker und Meister. Sie machen sich große Sorgen nach der Ausbildung den Traumberuf des Landwirts zu übernehmen, denn der Strukturwandel geht immer schneller voran. Und wenn man die bewirtschafteten Flächen in Russland oder Kanada mit den hiesigen vergleicht, sind es in Deutschland kleine Schrebergärten.

„Wie können wir die Borkenkäfereinbrüche im Nationalpark bewältigen?” Mit dieser Frage leitete Dammann-Tamke über zu forstwirtschaftlichen Themen. Wenn es so mit dem Borkenkäfer weitergeht, wird vom Nationalpark Harz nicht viel übrigbleiben; und das ist auch für die Touristen nicht ansehnlich. Nur die Natur kann mithelfen, durch feuchte Jahre mit sehr viel Regen. Ferner müsse mit Bäumen wie der Küstentanne, Douglasie, Roteiche und Weißtanne die Aufforstung betrieben werden, die dieses Klima besser verkraften.

Beim Bundesparteitag hat Dr. Roy Kühne (MdB) einen Antrag zur Bekämpfung des Borkenkäfers gestellt, dieser wurde an die Bundestagsfraktion weitergegeben. Ein Gast machte den Vorschlag, den Nationalpark abzuschaffen. Denn es ist ein Witz, da z.B. das Gebiet stark mit Straßen durchzogen ist. Ein andres großes Thema war der Wolf. Hier gibt es ein Wachstum der Population von 30 Prozent im Jahr, was zu einer Verdopplung des Bestandes innerhalb von drei Jahren führt. Da Wölfe sehr weit umherziehen, bis 70 km in der Nacht, um eigene Reviere zu finden, es gibt zahlreiche Rudel, die sich schnell vermehren.

Die Frage „Welche Rechte habe ich, meinen Hund bei der Jagd zu schützen?“ wurde so beantwortet: greift ein Wolf einen Jagdhund an, besteht unstreitig eine Gefahr für das Eigentum Jagdhund. Die Tötung oder Verletzung des Wolfes könnte dann durch einen Notstand gerechtfertigt sein. Vorab müsste ein entsprechender Warnschuss abgegeben werden.

Kritik gab es von einem Landwirt zum Thema Bewilligung von Fördermitteln für die Aufforstung. Die Anträge auf Förderungen werden zögerlich bearbeitet, obwohl einige Millionen Euro zur Verfügung stehen. Es kann nur jetzt gepflanzt werden, sonst ist das Fahnenkraut wieder zu groß. Hier will der Redner sich um schnelle Abhilfe bemühen. Roy Kühne (MdB) fand zum Ende der Veranstaltung die Diskussion sehr gut. Es muss in Deutschland wieder eine politische Streitkultur geben, denn es gehört nun einmal dazu, dass es in der großen Koalition krachen kann. Er findet es nicht gut, dass man sich nicht mehr untereinander darüber unterhält, was man gewählt hat. Auch konstruktiver Streit findet nur noch selten statt.

Lutz Schröder stellte zum Abschluss die Frage, wie sich die CDU in Zukunft aufstellen soll und wer für Friedrich Merz als Parteivorsitzender ist? Hierbei gingen fast alle Hände im Saal hoch, nur wenige waren dagegen.