Donnerstag, 28. März 2024 16:55
Abenteuer Grünes Band
Mario Goldsein bei seinem Vortrag

Abenteuer Grünes Band, vom Todesstreifen zur Lebenslinie in Abbenrode

Es war die 7. Veranstaltung, die vom Abenteuer und Weltreisenden Mario Goldstein innerhalb weniger Tage in Sachsen-Anhalt mit dem Thema Abenteuer Grünes Band, vom Todesstreifen zur Lebenslinie hielt

Im Dorfgemeinschaftshaus in Abbenrode mussten noch Stühle herangeschafft werden, um allen Besuchern einen Sitzplatz zu bieten. Andreas Weihe, 1. Vorsitzender vom Heimatverein war überwältigt 160 Gäste aus nah und fern begrüßen zu können und es wurde, laut Mario Goldstein, zur größten besuchten Veranstaltung. Besonders begrüßte Weihe vom Umweltministerium Frau Richter aus Halle an der Saale, den Vertreter der Stiftung für Umwelt-, Natur- und Klimaschutz (SUNK), Herrn Geissler und Bürgermeister Wolfgang Mertins, der die Gemeinde Nordharz vertrat.

Mario Goldstein berichtete von seinem emotionalen Reise am Grünen Band

Er stellte sich das erste Mal dem dunkelsten Kapitel seiner wechselnden Lebensgeschichte, der gescheiterten Flucht aus der ehemaligen DDR. Zu Fuß unterwegs und nur von seiner Hündin Sunny begleitet, traf er auf den fast 1393 Kilometern außergewöhnliche Menschen und erlebte hautnah, wie aus dem ehemaligen Todesstreifen eine Lebenslinie wurde. Mario Goldstein wuchs in einem kleinen Ort im Vogtland auf. Bereits mit 15 Jahren wurde er auf Verdacht zur Republikflucht in Untersuchungshaft gehalten, später wieder freigelassen.

Bereits in der ehemaligen DDR wurde es ihm zu eng und mit 18 Jahren ergriff er die Flucht. Hierbei wurde er gefasst, später für 16.000 DM durch Rechtsanwalt Vogel freigekauft. Nach Umwegen landete er schließlich im Westen Deutschlands. Jahrelang strebte er als Unternehmer nach Erfolg und suchte seine Bestätigung im Anhäufen von materiellen Dingen. Irgendwann begriff er, dass diese Art des Glückes nicht von Dauer sein kann. 2001 holte er dann zum Befreiungsschlag aus, verkaufte alles, was er in Deutschland besaß und segelte aufs Meer hinaus. Sieben Jahre lebte er auf einem Katamaran und fand die Freiheit, die er so lange vermisst hatte. Getrieben von Neugier und seiner inneren Unruhe, zog er von Insel zu Insel, von Land zu Land und von Volk zu Volk. 2010 kehrte er nach Deutschland zurück. Doch der Aufenthalt hier war keine Endstation, vielmehr ein Zwischenstopp.

Der Traum, die Welt von nun an über Land zu erkunden, brachte ihn zu einem ausrangierten Wasserwerfer der Bereitschaftspolizei. Mit diesem Fahrzeug reiste er 2011 nach Indien, um den Dalai Lama zu treffen.
2013 und 2014 folgte er einer tiefen Sehnsucht, die ihn quer durch Kanada und in die Wildnis Alaskas führte. Nach 2016 ging es ein zweites Mal auf Spurensuche entlang des Grünen Bandes vom Harz bis nach Mecklenburg, diesmal im Auftrag der Stiftung Umwelt, Natur- und Klimaschutz Sachsen-Anhalt. Los ging es im Juli 2018 in Rothesütte auf die 343 Kilometer lange Strecke in Sachsen-Anhalt.

Erstes Ziel war der Brocken, zu DDR Zeiten war die Stasi Moschee nicht begehbar. Natürlich begegnete er Brocken Benno. Weiter ging es auf den 91,4 km langen Harzer Grenzweg, nächste Station war die Eckertalsperre. In diesem Gebiet wurden im Jahr 2000 Luchse angesiedelt, etwa 90 Tiere gibt es, wie auch auf den Radeklippen im Luchsgehege. Über den Kolonnenweg wurde Stapelburg erreicht, hier traf sich Goldstein mit Lothar Engler, ehemaliger Grenzschutzbeamter und heutiger Grenzführer. Hier wurde der Führungsbunker besucht.

Am kleinen Fallstein wurde sich mit Martin Range getroffen, einem ehemaligen Zollbeamten, hier wurde über die tödliche Flucht eines NVA-Soldaten gesprochen. In Hötensleben sind noch 300 m alte Grenzanlagen an Denkmalschutz zu bewundern. Begeistert war der Weltenbummler, als er in Drömling in der Altmark eine faszinierende Naturlandschaft fand, die er als behütender Schatz bezeichnete. Etwa 1200 verschiedene Tierarten sind am Grünen Band anzutreffen. Ein Gespräch gab es mit einer ehemaligen Einwohnerin aus Groß Grabenstedt, dieser Ort wurde 1962 abgerissen. Innerhalb von zwei Stunden musste ein Teil von Hab und Gut gepackt werden und neue Wohnungen gesucht werden. Sämtliche Tiere wurden verstaatlicht.

Der weitere Weg führt ihn nach Kaiserwinkel, nach Böckwitz/Zicherie in das Grenzmuseum. Dann weiter durch das Cheiner Torfmoor, entlang der Brietzer Teiche nach Salzwedel. Hier wurde er von Umweltministerin Claudia Dalbert empfangen. Etwa 20 bis 30 km war er am Tag unterwegs, das wichtigste Überlebenselixier war Wasser, vor allem sein Hund durfte keinen Durst erleiden.

Übernachtet wurde immer, wie es sich ergab, mal in der Herberge oder in freier Natur wurde das Zelt ausgepackt. Etwa sieben Zentimeter ist seine Stasiakte dick, beantwortete er auf Nachfrage. Etwa 50 bis 70 Vorträge hält Goldstein im Jahr, am 18. September kommt sein viertes Buch auf den Markt.